seit 1981
since 1981

R100RT
1995

BK350
2002

CJ750
2003

R25/3
2004

A580
2005

KI120
2005

R51/3
2006



Die Einzylinder Baureihe von BMW aus den fünfziger Jahren hat mich schon immer fasziniert. Die klaren Linien, der schöne aufgeräumte Motor und Getriebeblock, Kardan und natürlich der unverwechselbare Sound der Maschinen sind immer wieder ein Genuss.
Leider sind selbst ziemlich traurig aussehende Teilesammlungen dieser Maschinen, zumindest in den Augen der Verkäufer, eine gute Geldanlage. Also bliebt es lange Zeit eben nur bei dem Wunschtraum, einmal eine solche Maschine zu besitzen und fahren zu dürfen.
So war es dann auch ein echter Zufall, wie meine R25/3 zu mir fand. Als wir den Seitenwagen für die Chang Jiang aus einer Lagerhalle abholten, stand direkt daneben eine halbwegs komplette, aber nicht sehr ‚Original' aussehende,R25/3 Baujahr 1955. Auf meine, eigentlich als Scherz gemeinte Frage, ob wir die denn nicht auch gleich mitnehmen sollten, meinte der Verkäufer der CJ, daß die Idee nicht schlecht wäre, er wolle mal den Besitzer der R25 fragen, ob er sie nicht verkaufen wolle.
Es dauerte fast ein halbes Jahr bis der Kontakt mit dem Besitzer zustande kam. Er hatte die Maschine in Djakarta (Indonesien) gekauft und dort 3 Jahre lang selber gefahren. Als er dann wieder nach Deutschland zog, hatte er die Maschine mitgenommen. Da die Lichtmaschine nicht mehr so richtig funktionierte, hatte er angefangen die Maschine zu zerlegen und neue Teile zu kaufen. Wir wurden uns relativ schnell einig. Die R25 wechselte für einen günstigen, aber fairen Preis ihren Besitzer und wurde so Mitte 2004 zum nächsten Projekt in meiner Werkstatt.

Bei der BK 350 war von Anfang an klar, daß sie vollständig überholt, neu lackiert und neu aufgebaut werden musste, bei der R25 war das zu Anfang nicht ganz so klar. Die erste Idee war es, nur die Lackstellen auszubessern, den Motor und die Elektrik wieder zum Laufen zu bringen, um sie dann über die Bauratabnahme wieder auf Deutschlands Straßen zu bringen. Deshalb war auch das erste was ich machte, der Versuch den Motor zum Leben zu erwecken. Der Testaufbau mit externer Batterie, irgendeiner Zündspule aus der Grabbelkiste und einer Kleintiertränke als Tank, war dann doch recht abenteuerlich, aber erfolgreich. Der Motor erwachte zum Leben und machte, durch die fehlenden Auspuffdichtungen, einen gewaltigen Krach. Damit war eigentlich der Grundstein für einen Wiederzusammenbau, wie ursprünglich gedacht, gelegt. Aber es kam anders...

Die BMW hatte in Indonesien viele kleinere und größere Änderungen erfahren. Sie hatte eine neue Lackierung bekommen (Anthrazit metallic), der Batteriekasten war ein Umbau des Originalen, umhüllt von einem ebenfalls umgebauten R26 oder R27 Luftfilter/Batteriekasten. Die Originallichtmaschine war durch eine modernere (vielleicht aus einem Roller aus den 80igern) ersetzt worden. Allerdings so geschickt, daß von Außen nichts davon zu sehen war.
Man hatte sich richtig Mühe gegeben, den Originalanker abzudrehen und darauf einen Kranz- Festmagneten zu pressen und das Gegenstück dazu eben auch in den Original-BMW-Feldwicklungsträger zu bauen. Die Zündspule war ebenfalls ein modernes Teil, das jetzt unter dem Tank befestigt war. Eine weitere Änderung war die Verlängerung der Teleskopgabel um ca. 8cm. Den Grund dafür habe ich bis heute nicht gefunden, aber die Maschine fährt sich Solo sehr gut mit dieser Gabel. Mit Sozius wird es allerdings etwas wackelig in den Kurven und macht nicht so viel Spaß.

Die große Frage war also wie ‚Original' die Maschine am Ende denn sein sollte. Die Antwort darauf war wirklich nicht einfach... Da ich keinen passenden Lack zum Ausbessern fand, fiel die Entscheidung, zumindest die Lackierung wieder dem Original anzugleichen. Also alle Teile auseinander, sandstrahlen und zum Lackieren geben. Leider hat die Gründlichkeit der Indonesischen Lackierer mehr geschadet als geholfen. Der noch ziemlich weiche Unterbodenschutz an den Unterseiten der Schutzbleche war nur mit sehr rabiaten Mitteln zu entfernen, die leider ziemliche Schäden an den sonst gut erhaltenen Blechen hinterließen.
Eigentlich wollte ich den Motor nicht zerlegen, aber Rolf, der Schrauben-Guru des Einzylinder Forums, meinte nach kurzer Inspektion, daß es wohl doch schlauer wäre, Motor und Getriebe komplett zu überarbeiten. Damit war die Entscheidung zur ‚Vollrestauration' gefallen. Allerdings nicht zurück zum Originalzustand, ich wollte die Modifikationen aus Djakarta beibehalten, um die Geschichte der Maschine nicht völlig zu zerstören. Außerdem fand ich den neuen Batteriekasten wesentlich hübscher als den offenen Originalbatteriehalter.

Den Anker der Lichtmaschine ließ ich neu aufmagnetisieren und den alten Selengleichrichter gegen einen modernen Dioden-Gleichrichter einer /5 BMW tauschen. Als Zündspule baute ich wieder ein Original vorne im Lichtmaschinendeckel ein. Um zu testen ob die Lichtmaschine auch genug Spannung und Strom für Zündung und Scheinwerfer liefert, entwickelte ich einen kleinen Testaufbau mit einer Bohrmaschine als Antrieb und einem Oszilloskop zur Kontrolle, ob der Gleichrichter denn auch wirklich funktioniert.

Als die Maschine fertig war, lief sie eigentlich ganz gut, aber die Endgeschwindigkeit ließ mit knapp 75 km/h doch ein wenig zu wünschen übrig. Ein bisschen mehr Leistung ließ sich durch ‚Anpassen' der Druckverhältnisse im Auspufftopf (Löcher in den Auspuff bohren) erreichen. Das zweite Problem war der Vergaser. Der Schieber war schon ziemlich ausgeschlagen und egal welche Düsen oder Nadeln ich verwendete, es wurde nicht besser. Irgendwann hatte ich die Nase voll und schickte den Vergaser einfach zu Richard Sheckler nach Ohio, in der Hoffnung, er könnte ihn richtig einstellen. Nach kurzer Überprüfung und Testfahrt schickte Richard den Vergaser dann nach Kanada, um dort einen neuen auf Maß gearbeiteten Schieber anfertigen zu lassen. Danach passte er noch die Bedüsung wieder an und schickte ihn mir zurück.

Mit dem überholtem Vergaser läuft die Maschine wirklich sehr gut. Bei ca. 90 km/h ist zwar immer noch Schluss, aber es reicht, um auf einer Landstrasse nicht völlig unterzugehen. Am liebsten fährt meine Frau Isabel mit der R25, sie ist so schön leicht und handlich im Vergleich zu ihrer CJ und immerhin hat sie Blinker und mich als Starter..